Verband Deutscher Altpfadfindergilden e.V. Gilde Drei Gleichen
So lautete der Titel der 3. gemeinsamen Fachtagung des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder und der Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf vom 28. bis 30. Oktober 2011.
Die Berliner Theologin und Historikerin Dr. Rajah Scheepers sprach in ihrem Vortrag über die veränderte Rolle von Frauen in der evangelischen Kirche und Nora Schulze, Erziehungswissenschaftlerin aus Osnabrück referierte Ergebnisse ihrer Forschung über Gendertraining für Jugendliche. Daraus leitete sie Empfehlungen für eine zeitgemäße koedukative Pädagogik ab. Die Europadirektorin von WAGGGS, Penelope Cooper schilderte eindringlich die Entwicklungsarbeit von Pfadfinderinnen in den Entwicklungsländern. Ihr Fazit: Investieren in Mädchen und Frauen lohnt sich – sei es Maßnahmen zur Aufklärung von Mädchen über Gesundheitsrisiken oder auch die Förderung von Führungsqualifikationen von Mädchen in Westeuropa.
Das Abschlusspodium diskutierte, wie der Weg in die Zukunft für Frauen im Pfadfinden aussehen könne. Sollen Mädchen und Jungen in einem bestimmten Abschnitt der Pubertät doch eher getrennt voneinander Pfadfinden können? Wie wichtig sind Vorbilder für Pfadfinderinnen? Soll der Geschlechtsunterschied überhaupt noch thematisiert oder doch entdramatisiert werden?
Es konnten nur Empfehlungen gegeben werden – die Fragen werden die Pfadfinderinnen auf dem Weg in die Zukunft begleiten. Ende des Jahres soll eine Dokumentation der Tagung erscheinen.
In der vom MDR in Suhl produzierten Eurovisionssendung „Adventsfest der 100.000 Lichter“ wünschten sich die Mitwirkenden eine möglichst weite Verbreitung des ORF-Friedenslichts aus Bethlehem zum Weihnachtsfest. In Thüringen scheint das gesichert. Denn am Freitag, dem 23. Dezember, spannen Pfadfinder verschiedener Bünde, Jugendfeuerwehrleute und Mitglieder aus Kirchenkreisen mit ihren Reisen zu 232 Bahnstationen im Freistaat und im benachbarten südlichen Sachsen-Anhalt ein Lichternetz übers Land. Es ist die nunmehr 22. Aktion dieser Art, deren Idee einst in Gera mit der Übernahme des eigentlich noch jungen Brauches aus Österreich (dort feiert man 25 Jahre Friedenslicht) ihren Anfang nahm.
Das Startsignal wird am Freitag um 9.30 Uhr bei einer Feierstunde in Neudietendorfs Saal der Herrnhuter Brüdergemeine mit Landtagspräsidentin Birgit Diezel als Schirmherrin und prominenten Gästen wie dem Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Katrin Göring-Eckardt oder der Ausländerbeauftragten der Thüringer Landesregierung, Petra Hess gegeben.
Ökumenisch soll gefeiert werden; nach bekanntem und doch immer wieder variiertem Muster mit Video-Einspielen zum Weg des Weihnachtslichtes und mit viel Musik von einheimischen Künstlern; vom Posaunenchor Apfelstädt-Wandersleben bis zur Kirchenmusikdirektorin Eichhorn an der Orgel. Bis dringend Abfahrt mit den Zügen geboten ist. Über 120 Helfer sind dann bis zum frühen Abend auf den Eisenbahnschienen quer durchs Land unterwegs und hoffen auf viele Interessenten an den Bahnhöfen, die das ORF-Friedenslicht teilen und in ihre Städte oder Gemeinden holen.
Viele Empfänge und Feiern entlang der Bahnwege sind ähnlich emotional zu erleben: Aus Erfurt, Suhl und Gera war zu erfahren, dass Oberbürgermeister selbst an den Bahnsteigen stehen wollen. In Weimar hat sich eingebürgert, dass etwa eine halbe Stunde vor Eintreffen ein Posaunenchor in der Bahnhofshalle auf die Ankunft einstimmt. In Gera wird Türchen 23
des lebendigen Adventkalenders im Puppentheater abends um 17 Uhr die Feierstunde zur Verteilung des ORF-Friedenslichts freigeben. Ähnliche Aktionen meldeten fast alle früheren Patenorte der Aktion. Mit Naumburg, Zeitz und Weißenfels vernetzen sich drei bekannte Städte aus Sachsen-Anhalt bei der Verbreitung durch den Einsatz von Kirchgemeinden und einer Jugend-Rotkreuz-Gruppe.
Thüringens diesjähriges Friedenslichtkind, der elfjährige Pfadfinder Clemens Riese, will sich selbst nach der Feierstunde einer Truppe seiner VCP-Aufbaugruppe „Drei Gleichen“ für eine Route anschließen. Er wird voller Erlebnisse von seiner Reise nach Linz berichten können, wo er am 20.12. in der seit 1986 traditionellen Oberösterreichischen Teilnehmerrunde ein Friedenslicht für den Freistaat bei der gleichaltrigen Sarah Schinwald abzweigt, die ihrerseits als Österreichs Friedenslichtkind zuvor in Bethlehem weilte. Beim ORF-Radio Oberösterreich sind die Thüringer oft gefragte Gesprächspartner. Die Geschichte ihrer landesweiten Aktion steht auch im frisch erschienenen Buch zum 25-jährigen Friedenslicht-Jubiläum. Ihre so ausgedehnte Verteilung mit Hilfe der Eisenbahnen ist in Deutschland noch einmalig. Aber möglicherweise bahnt sich mit der durch die Fernsehsendung zweifellos weiter wachsenden Popularität und dem Besuch durch EKD-Präses Katrin Göring-Eckardt in Zukunft eine neue Variante an.
Von Nesse-Apfelstädt nach Linz und aus Linz via Deggendorf zurück nach Nesse-Apfelstädt - zwei lange Touren über jeweils fast 550 Kilometer sind geschafft. Das „ORF-Friedenslicht aus Bethlehem“ steht in Nesse-Apfelstädt und Pfadfinder Clemens Riese hat den ersten Teil seiner Aufgaben als Thüringens Friedenslichtkind erfolgreich bewältigt.
Fast hätte ein Stau auf der Autobahn bei Deggendorf die Boten auf der Hinfahrt aufgehalten, die traditionelle Feierstunde im ORF-Landesstudio Oberösterreich am 20. Dezember um 15 Uhr pünktlich zu erreichen. Ausgerechnet bei der Stadt, in der die Thüringer auf dem Rückweg üblicherweisedas besondere Weihnachtslicht in einer Wohngemeinschaft der Lebenshilfe e.V. übergeben. Aber erst einmal haben! Es ist schließlich gut gegangen. Im Sendesaal des ORF Linz fanden sich in kurzer Zeit viele Friedenslichthelfer aus verschiedenen Bundesländern Österreichs, aus Deutschland, Tschechien und Italien ein. Für die Thüringer Delegation werden dort seit 20 Jahren Plätze reserviert. Das ist leicht zu erklären: Immerhin waren sie 1990 unter den ersten ausländischen Gästen, die das Friedenslicht dort abholten. Und mit der Entwicklung ihrer landesweiten Verbreitungsaktion (bei der 2011 wieder ein Netz von 232 Bahnstationen erreicht wird) gewinnen die Thüringer immer wieder große Sympathie bei den „Erfindern“ des neuen Weihnachtsbrauchs. Dr. Helmut Obermayr, der ehemalige Redaktionsleiter Religion/ Unterhaltung verabschiedete sich mit seiner wohl letzten Festansprache zum Friedenslicht zugleich als nunmehriger Landesfunkhaus-Direktor in den Ruhestand. Begrüßt wurden u.a. der Landeshauptmann (Ministerpräsident) Oberösterreichs Dr. Josef Pyhringer, Bischöfe verschiedener Regionen, Sponsoren wie die Österreichische Bundesbahn, Vertreter des Bundesheeres und sehr verschiedene „Lichtträger“. Das sind zum Beispiel Gruppen von Jugendfeuerwehren, des Roten Kreuzes und des Arbeiter-Samariter-Bunds. Österreichs Pfadfinder erklärten, 2011 erreiche das Friedenslicht 30 Länder, erstmals auch Argentinien. Bevor Österreichs Friedenslichtkind Sarah Schinwald von Kerze zu Kerze das Licht mit den Gästen teilte, waren Videos von der Entzündung in Bethlehem und aus der Dokumentation zu „25 Jahren ORF-Friedenslicht“ zu sehen. Projektleiter Günther Hartl übergab später diese Filme auch an die Thüringer Friedenslichtinitiatoren Thomas Triemner und Uwe-Sören Engel aus Gera, die sie in der Aussendefeier am Freitag, den 23. Dezember in Nesse-Apfelstädt zeigen dürfen. Dann wurde Clemens für Thüringen aufgerufen, auch um zu erzählen, was in diesem Jahr für die landesweite Verteilung vorbereitet wurde. Gemeinderat Hendrik Knop unterstützte ihn mit Vorabinformationen zum Einsatz Thüringer Helfergruppen, die am Freitag von „N.A.“ aus ins Land starten. Damit war die Neugier der Gastgeber noch nicht ganz befriedigt. Denn Clemens wurde noch für einen Bericht im Vorabendprogramm des ORF 2 interviewt. Zur Erinnerung kauften die Thüringer eine frisch gedruckte Chronik zur Friedenslichtgeschichte, in der auch ihrer Aktion ein Kapitel gewidmet ist. Der lange Tag klang mit einem Stadtbummel und „Nascheinsatz“ auf dem Christkindlsmarkt von Linz aus. Das Friedenslicht „übernachtete“ in der Dusche des Youth-Hotels. Denn mit diesem Licht, gedoubelt vom Original aus der Geburtsgrotte Bethlehem, ist nicht zu mogeln. So werden am 23. Dezember die Friedenslichtboten im Freistaat ein Original vom Original transportieren. Clemens, Hendrik und Franziska, die Bildungsreferentin im „Pfadizentrum“, sind sehr froh, die Geschichten um das ORF-Friedenslicht am Ursprungsort der Idee erlebt zu haben.
Thomas Triemner & Uwe-Sören Engel
Initiativkreis ORF-Friedenslicht aus Bethlehem für Thüringen
Ein Kerzenlicht fährt mit der Feuerwehr am Saal der Herrenhuter Brüdergemeine vor. Schon das muss manchem am Morgen des 23. Dezember ungewöhnlich vorgekommen sein. Ein Junge steigt aus und hält in den Händen eine Laterne: Pfadfinder Clemens Riese, er ist das Friedenslicht-Kind und hat seit Tagen das besondere, in der Geburtsgrotte von Bethlehem entzündete Weihnachtssymbol bewahrt.
Über die alljährliche Staffette via Linz in Österreich hat das ORF-Friedenslicht wieder Thüringen erreicht. Aber erst jetzt geht die Verbreitung im Freistaat so richtig los. Der Elfjährige freut sich über den herzlichen, musikalisch-feierlichen Empfang durch den Posaunenchor Apfelstädt-Wandersleben schon vor dem Haus und dann natürlich über den Trubel im Kirchenraum selbst. Neben den Uniformen des einheimischen Stamms Drei Gleichen kann er viele andere ausmachen. Erneut sind Boten verschiedener Ecken Thüringens zur zentralen Aussendefeier gekommen. Im Moment blieb im kaum Zeit für die eigene Familie, die Clemens für seinen Auftritt gern nach Nesse-Apfelstädt begleitete.
Jetzt sollte noch alles nach minutiös geplanter Regie gelingen. Denn die Helfer müssen ab 11 Uhr pünktlich die Züge erreichen. Glockenschlag, Orgelklang – es geht los. Noch einmal sieht er die Filmszenen des Österreichischen Fernsehens zur ORF-Friedenslichtreise. Neu sind ihm die Videosequenzen von seiner eigenen Tour nach Linz in Begleitung von Pfadi-Zentrumsmitarbeiterin Franziska Horn, Gemeinderat Hendrik Knop und den Vertretern des Thüringer Initiativkreises. So aber sehen nun auch alle anderen wie es im ORF-Landesstudio zuging, als er „sein“ Double von Österreichs Friedenslichtkind Sarah Schinwald persönlich bekam. Davon waren offenbar auch die Promis beeindruckt. Denn: Es ist schon anders, die Atmosphäre um den recht modernen Weihnachtsbrauch um ein legendäres Licht so direkt zu erleben und dann an der Weitergabe beteiligt zu sein. Bürgermeister Christian Jakob spricht darüber. Kompliment aber auch an ihn und die gastgebende Landgemeinde. Erstmals nicht eine Stadt ist Thüringer Aktionspate, sondern die kleinere Gemeinschaft Nesse-Apfelstädt. Zurecht auch dank ihrer über viele Jahre damit verbundenen Pfadfinder. Erneut übernahm Landtagspräsidentin Birgit Diezel die Schirmherrschaft und kam selbst gern zur Feierstunde. Sie hat ihre eigene Sicht auf das Weihnachtsfest und was das Friedenslicht dafür bedeutet. Neu im Bunde ist Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Sicher mit Heimbonus; aber bewusst als Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands angesprochen. Sie möchte der Sache offenbar auch in Zukunft helfen. Das kann das ORF-Friedenslicht in bundesweiter Dimension gedacht gut zur Verständigung mit dem Dachverband RDP/RdP der Pfadfinder brauchen, um möglichst auf einen einheitlichen Verbreitungstermin direkt vor dem Heiligabend zu schaffen. Beeindruckend war auch die Gemeinsamkeit von Vertretern verschiedener Kirchen mit den kurzen Gedanken von Christian Theile, Michael Göring und Gerd Schellhorn. Welche Veranstaltung bringt schon diese Gemeinschaft so zusammen?!
Und offenbar, so sehen es die Organisatoren, ist es auch ein Vorzug Nesse-Apfelstädts so viele musikalische Mitwirkende zudem kurz entschlossen zu gewinnen; mit dem Kirchenchor Neudietendorf-Ingersleben, Solosängerin Angelika Schnell, KMD Elke Eichhorn an der Orgel sowie dem Posauenchor. Weil die 22. Aktion ORF-Friedenslicht für Thüringen 2011 rundum gelungen ist, sollte man sich im neuen Jahr noch einmal sehr herzlich bedanken können.
Mancherorts leuchtete es über die ganze Zeit „zwischen den Jahren“. Weitere Helfer haben „Feuer gefangen“ bei der Mitwirkung. Die Lichterboten von einem Dutzend Pfadi-stämme, Jugendfeuerwehren und Kirchenkreisen trafen unterwegs erkennbar an mehr Bahnstationen auch wirklich interessierte Leute. Das macht nun einen Teil unserer Vorfreude auf den 23. Dezember 2012. Dankeschön!
Thomas Triemner, Initiativkreis ORF-Friedenslicht aus Bethlehem für Thüringen
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